Wie viel sollte ein Print-on-Demand-Shirt kosten?

Wissen
July 16, 2021

Stell dir vor, du hast deinen Print-on-Demand-Shop mit einem Dutzend mühevoll erstellter Shirt-Designs auf die Beine gestellt und stehst kurz davor, endlich live zu gehen. Jetzt fehlt nur noch eine wichtige Sache: die Produktpreise. Aber wie viel sollte ein POD-Shirt kosten? Auf jeden Fall sollte es nicht zu günstig sein. Denn schließlich handelt es sich nicht um Shirts von der Stange, sondern um einzigartige Designs. Und du willst ja auch Geld verdienen, damit sich die harte Arbeit bezahlt macht.

Ist ein Verkaufspreis von 45 € bei einem Einkaufspreis von 10 € zu viel? Gibt es bestimmte Faktoren, die ich bei der Preisgestaltung beachten sollte? Welche Rolle spielt dabei der Digitaldruck? Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Artikel.

Was du über den Digitaldruck wissen solltest

Das Fundament für Print-on-Demand bildet der digitale Textildruck (DTG). Zwar erreicht dieser mittlerweile nahezu die gleiche Qualität und Haltbarkeit wie das klassische Siebdruck-Verfahren. Allerdings gibt es technische Grenzen, die du bei deiner Preisgestaltung berücksichtigen solltest. Damit du die Grenzen besser verstehst, nachfolgend ein kurzer technischer Abriss des Druckvorgangs. Dieser fällt komplexer aus, als du vielleicht vermutest.

Die DTG-Druckmaschinen des renommierten Herstellers Kornit – die im Übrigen wie beiden meisten POD-Anbietern auch bei uns im Einsatz sind – verwenden für den Druck eine patentierte Nass-in-Nass-Technologie. Der besondere Vorteil liegt darin, dass der Druck sich mit der Faser verbindet, sodass er nicht plastisch erscheint und kaum spürbar ist. Anders ist dies beispielsweise beim Transferdruck, bei dem der Druck auf die Faser erfolgt.

Vor dem Druck wird das sogenannte Pretreatment (Vorbehandlungsflüssigkeit) auf das Shirt gesprüht, das auf die Druckfarbe abgestimmt wird. Während des Druckvorgangs schießt die Drucktinte durch den Druckkopf in die Pretreatment-Schicht, wodurch eine chemische Reaktion entsteht. Dabei wird die Vorbehandlungsflüssigkeit in dickflüssige Monomere umgewandelt. Im letzten Schritt durchläuft das Shirt einen Trocknungskanal, indem eine weitere chemische Reaktion stattfindet: Während das Wasser verdampft, verketten sich die Monomere und bilden Polymerketten.

Abbildung Monomere Perle und Polymer-Perlenkette
Abbildung: Monomere & Polymerkette

Entscheidender Qualitätsfaktor: Pretreatment

Für die Druckqualität sind einerseits diverse Druckeinstellungen wie Druckauflösung, -geschwindigkeit und -ausrichtung wichtig. Andererseits ist das richtige Maß Pretreatment entscheidend. Idealerweise sinkt die Hälfte des Pretreatment-Sprays in die Faser ein und die andere Hälfte liegt auf ihr auf, sodass sich die Polymere ausreichend mit der Faser verbinden. Kommt zu viel Pretreatment zum Einsatz, ist die Verbindung mit der Faser nicht ausreichend und der Druck löst sich beim ersten Waschgang. Ist zu wenig im Spiel, versackt die Tinte in der Faser und der Druck wird nicht deckend und rissig.

Allerdings ist es nicht so einfach, die optimale Menge und Textildurchdringung des Pretreatments pauschal festzulegen, da die Textilien und Textilfarben aufgrund verschiedener Vorbehandlungen seitens der Hersteller unterschiedlich reagieren. Während branchenüblich ein Mittelwert zur automatisierten Bedruckung bestimmt wird, überprüfen wir bei Shirtigo jeden Sprayauftrag vor dem Druck manuell und passen ihn bei Bedarf an. Zwar ist dies mit hohem Aufwand und höheren Kosten bei geringerem Druck-Output verbunden, aber unerlässlich für eine bestmögliche Druckqualität.

Druck-Operator verteilt Pretreatment auf T-Shirt
Verteilung des Pretreatment auf einem T-Shirt

Trotz dieser Maßnahmen sind Abweichungen nicht auszuschließen, die sich aber in einem bestimmten Toleranzbereich bewegen. Erzeugnisse außerhalb dieses Bereichs werden ausrangiert. Dennoch sollte dir insbesondere hinsichtlich deiner Preisstruktur bewusst sein, dass es zu derartigen Abweichungen kommen kann.

Weitere Nebeneffekte des Digitaldrucks

In wenigen Fällen treten im Digitaldruck kleine Begleiterscheinungen auf, die sich bei keinem POD-Anbieter gänzlich vermeiden lassen. Aufgrund der verschiedenen Vorbehandlungen der Textilhersteller können etwa stellenweise Farbabweichungen entstehen, obwohl wir dem mit aufwendigen Druckprofilen für alle Produkte und Produktfarben entgegenwirken. Des Weiteren ist es möglich, dass besonders bei weißen Flächen oder Textilien mit unebener Oberfläche winzige Löcher oder Risse im Druck hervortreten. Daher ist das Druckergebnis deckender, je ebener die Oberfläche bzw. hochwertiger das Textil ist.

Ebenfalls abhängig vom Textil kann sich um den Druck herum ein leicht gelblich-brauner Schleier bzw. Rahmen bilden, der durch das Pretreatment entsteht, aber nach dem ersten Waschgang wieder verschwindet. Daneben wirkt die Druck-Positionierung auf einem flach ausgebreiteten Shirt in Ausnahmefällen etwas schief, da die Textilien nicht immer ganz gerade geschnitten sind oder der Kragen nicht richtig zentriert ist. Wird das Shirt getragen, fällt dies aber nicht auf. Ebenso kann es zu leichten Verzerrungen des Drucks kommen, je größer und vollflächiger das Druckmotiv ist.

Auf einen Blick:

  • Etwaige Farbabweichungen
  • Winzige Löcher/Risse im Druck
  • Leicht bräunlicher Rahmen
  • Toleranzen bei Druck-Positionierung
  • Leichte Verzerrungen

Ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis

Bei den genannten Punkten handelt es sich um Ausnahmefälle, die nicht die Regel darstellen. Dennoch ist es wichtig, zwischen Preis und Qualität abzuwägen und die Punkte beider Festlegung deiner Verkaufspreise einfließen zu lassen. Stell dir folgende Frage: Wenn du für ein POD-Shirt bei uns 10 € zahlst und es in deinem Onlineshop für 45 € verkaufst, wird die Qualität des Produkts der Erwartungshaltung deines Kunden gerecht? Vermutlich eher weniger. Wahrscheinlicher ist, dass er bei diesem hohen Preis unzufrieden ist und das Produkt womöglich reklamiert.

Dabei liegt die Ursache der Unzufriedenheit in erster Linie nicht in der Produkt- bzw. Druckqualität, sondern vielmehr im unausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Aber was wäre ein ausgewogenes, faires Preis-Leistungs-Verhältnis? Wir empfehlen folgende Faustregel:

Shirt: maximal Faktor 3 des Einkaufspreises (10 € Einkaufspreis → 30 € Verkaufspreis)
Hoodie: maximal Faktor 2 (21 € EK → 42 € VK)

Demnach sollte ein POD-Shirt bei 10 € Einkaufspreis höchstens 30 € kosten.

Preis-Leistung bei Shirtigo

Wir bei Shirtigo drehen kontinuierlich an verschiedenen Stellschrauben, um unseren Nutzern ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten. Beispielsweise könnten wir die Druckauflösung reduzieren, die Druckgeschwindigkeit erhöhen und auf eine zweite Weißgrundierung verzichten. Hierdurch wäre es möglich, deutlich mehr Textilien bedrucken und die Kosten für die Drucktinte verringern. Die Kehrseite dieser Maßnahmen wäre allerdings eine geringere Druckqualität.

Eine andere Maßnahme wäre die Erhöhung der Druckauflösung, um noch bessere Druckergebnisse zu erreichen. Dafür würde sich aber die Produktions- bzw. Druckzeit immens erhöhen – abhängig von der Druckauflösung sogar vervierfachen. Ebenso würde der Preis für die Bedruckung in die Höhe schießen. Unsere aktuellen Preise sind das Ergebnis unserer Abwägungen zwischen Preis und Qualität. Dabei verfolgen wir stets das Ziel, eine überdurchschnittlich gute Qualität zu marktüblichen Preisen anzubieten.

Wirf also gerne noch mal einen Blick auf unsere Produktpreise und behalte bei deiner Preisgestaltung unbedingt die genannten Faktoren im Hinterkopf. Falls du noch weitere Fragen haben solltest, nimm gerne Kontakt zu unserem Support auf.